Presseartikel

09 November 2019

Interview: Classic Rock Magazin, Ausgabe Dezember 2019

Taming the Shrew
Im Auge des Tornados

Wenn man Taming The Shrew zum ersten Mal live erlebt, scheint es, als wäre Sängerin Daniela der wirbelnde Mittelpunkt der Gruppe. Sie ist ein expressiver Mensch mit kraftvoller Stimme, wiegt sich mal wie ein Engel im Takt der wunderbaren Orgel, nur um kurz später fauchend und in zuckender Ekstase zu den virtuos, dafür überhaupt nicht prätentiös dargebotenen Gitarrenklängen und Basslinien über die Bretter zu fegen. Ständig wechselnd zwischen Priesterin und Dämonin fesselt sie das Publikum, während ihre Kollegen zurückhaltend und in der Musik versunken agieren. Doch das ist nur der oberflächliche erste Eindruck von dem, was im Scheinwerferlicht passiert. Abseits der Öffentlichkeit liegt der Mittelpunkt, gleichzeitig auch der Ruhepol, genau zwischen allen fünf Bandmitgliedern. Die Quintessenz von Taming The Shrew funktioniert wie das Auge eines Tornados. Irgendwo zwischen Hedonismus, Idealismus und einem Hauch Perfektionismus liegt die durch diese Reibung entstehende goldene Balance, die das zweite Album der Gruppe aus Regensburg bestimmt hat: ,,Meiner Erfahrung nach ist es kontraproduktiv, wenn nur einer in der Band das Sagen hat. Bei uns hat jeder seinen Raum, trotzdem war besonders mir wichtig, diese Platte besser zu machen als unsere erste, da hab ich mir ein bisschen Druck gemacht. Ich wollte die Arrangements komplexer – aber trotzdem noch eingängig genug – gestalten. Auch haben wir uns nicht davor gescheut, unseren Sound etwas moderner klingen zu lassen“, so Gitarrist Josef im Backstage-Bereich ihrer Release-Party im Kreis seiner Bandkollegen. Aufgrund dessen habe man auch über zwei Jahre gebraucht, ein Besetzungswechsel am Schlagzeug tat sein Übriges für die Verzögerung der Veröffentlichung. Obwohl CURE gerade vor dem Hintergrund aktuellen Zeitgeschehens – der Amazonas brennt, Leid und Gier regiert die Welt – wie eine logische Konsequenz all dessen wirkt, so ist es vor allem ein von innen kommendes Werk: ,,Wobei außen und innen wie ein Spiegel funktionieren. Aber erst, wenn der Heilungsprozess von innen in Gang gesetzt wird, verändert sich auch das Äußere“, so Sängerin und Songwriterin Dani überzeugt. Sie ist dafür bekannt, Emotionen und intimste Erfahrungen in ihre Texte zu gießen, das Erlebte so zu verarbeiten. Sie lebt ihre Gefühle hemmungslos, schämt sich nicht für sie: ,,Persönliches so zu verarbeiten, empfinde ich als heilsam. Außerdem sind viele meiner Lyrics ja auch sehr metaphorisch. Witzigerweise haben Josef und ich gestern erst über ein ähnliches Thema gesprochen: Musik ist eine ganz eigene Kommunikationsweise, die Töne und das Klangbild können für sich alleine sprechen, das ist mir klar. Trotzdem finde ich es schade, wenn man oft gar nicht auf das achtet, was der Sänger zu sagen hat, weil das doch zum Prozess dazugehört, Ich will, dass die Leute zuhören“. Und gerade bei einer mit so viel Herzblut erschaffenen Platte wie CURE lohnt sich das genaue Hinhören allemal.
Jacqueline Floßmann

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