Presseartikel

05 Oktober 2016

Band Porträt: Mittelbayerische Zeitung

Diese Energie ist kaum zu zähmen

Die Regensburger Band Taming the Shrew orientiert sich an klassischem Rock – und legt einen beachtlichen Erstling vor. Norbert Lösch, MZ

Regensburg. Der gute alte Shakespeare konnte nicht ahnen, dass im 21. Jahrhundert eine frische Band aus Regensburg Anleihen bei seinem Theaterstück „Der Widerspenstigen Zähmung“ nimmt. „Taming the Shrew“ nennt sich das Quintett, was übersetzt „die Widerspenstigen zähmen“ heißt. Dieses Ansinnen birgt schon in sich einen Widerspruch: Besonders Sängerin Daniela (Dani) Liebl will sich nicht zähmen lassen, live schon gar nicht.

Die wilde Niederbayerin prägt mit ihrer rauchigen Soul-Röhre die Songs von Taming the Shrew. Dani Liebl singt nicht einfach nur, sie lebt die Eigenkompositionen mit dem ganzen Körper. Das ist pure Energie, da müssen sich die Männer in der Band ganz schön ranhalten. Die verfügen mit Ausnahme von Gitarrist Josef Zweck, der eher aus dem Metal-Bereich kommt und das jüngste Bandmitglied ist, über reichlich Erfahrung aus anderen Combos. So ist auch zu erklären, wie die erst 2014 gegründete Gruppe so schnell ihren kompakten, homogenen Sound entwickeln konnte, der sich stark am bluesgetränkten, klassischen Rock der späten 60er- und frühen 70er-Jahre orientiert. Der lebte oft vom intensiven Wechselspiel einer fülligen Orgel, einer mehr oder weniger heftigen Solo-Gitarre und einer ausdrucksstarken Stimme – und so ist es auch bei Taming the Shrew. Die Tasten an E-Piano und Hammond-Keyboard bedient dabei Norbert Staudte, die solide Rhythmusgruppe bilden Heinrich Gmach (Bass) und Jochen Weinmüller (Schlagzeug).

Kaum stehen Frauen am Mikrofon, drängt sich gerne der Vergleich mit Ikonen wie Janis Joplin auf. Wer unbedingt möchte, kann in Liebls Gesang auch Melissa Etheridge entdecken oder die junge Inga Rumpf zu Frumpy-Zeiten. Apropos Frumpy: Streckenweise klingen Taming the Shrew wirklich ein bisschen nach dieser herausragenden Truppe aus alten Krautrock-Zeiten. „Wir sehen uns nicht als reine Retro-Band, aber unser Sound hat sich tatsächlich in diese Richtung entwickelt“, sagt der Keyboarder.

„Heartbeatspoetry“ heißt die erste Scheibe mit elf eigenen Stücken, eingespielt beim einschlägigen Münchner Label Ohrwaschl Records. Die Texte stammen aus der Feder von Dani Liebl, die Songs sind allesamt Gemeinschaftswerke. Der Erstling enthält eine respektable Bandbreite an gezügelten und Tempo-Nummern. Die Gitarre hält sich meist mannschaftsdienlich zurück, bekommt aber auch Platz für Solo-Ausflüge. Den nutzt auch Norbert Staudte zum Ende der Scheibe hin: Hat er etwa beim „Puppet Blues“ noch ein leichtes Honkytonk-Piano beigesteuert, schwelgt er bei „Mr. Evil“ und gleich darauf bei „Ice On Fire“ in fetten Orgelklängen, dass einem ganz warm wird um besagtes Herz.

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